Kate’s kleine Kulturkunde!

Heute: die englischen Mahlzeiten.

Wohlan, begeben wir uns heute in die Tiefen der Englischen Sprache. Was das soll? Nun, mit diesem kleinen Beitrag möchte ich meine hochgeschätzten Leserinnen und Leser vor eventuellen Peinlichkeiten bewahren, die mit der Kommunikation in der britischen Gesellschaft einhergehen könnten! (Man wird es mir eines Tages danken…)

Es ist ja hinreichend bekannt, dass es in England noch immer ein Klassensystem gibt, auch wenn es in seiner Form nicht mehr offiziell ist. Aber der Brite ist traditionell und nostalgisch und wird daher einen Teufel tun und seine vertraute Sphäre zu ignorieren, oder gar zu verlassen.

Und jede „Gesellschaftsschicht“ hat ihre eigene Sprache, die einen verschlucken Konsonanten und die anderen sämtliche Vokale. Aber auch ganze Begrifflichkeiten wechseln klassenweise ihre Bedeutung!

Über die sprachlichen Unterschiede, angeregt und verbreitet als „U or non-U“ (Upper class oder nicht – Upper class) von der aristokratischen Autorin Nancy Mitford, gibt es bereits zahlreiche Beiträge, daher beschränke ich mich hier und heute auf die Mahlzeiten! Denn -profan wie es nun klingen mag- diese zu verstehen, ist für einen reibungslosen Aufenthalt in England nahezu unerlässlich!

Wir alle haben fleißig während unserer schulischen Sprachausbildung die Wörter in unsere Vokabelhefte gekritzelt und gelernt: breakfast, lunch, tea, dinner, supper.

Allesamt machen sie irgendwie Sinn. Aber hat man sie wirklich richtig verstanden!?

Come for tea and I make us a fine steak and kidney pie!“ – Zum Tee?!

Für einen Besucher auf der britischen Hauptinsel mag die Verwirrung komplett sein, wenn ein Engländer einlädt und verspricht, eine deftige Fleischpastete zum Tee reichen zu wollen. Dabei ist doch die berühmte, gefeierte „tea time“ ein Aufgebot an kleinen zarten Köstlichkeiten, die abgesehen von kleinen sandwiches, eher in die süße Richtung tendieren. Was zum Henker soll man dann mit einer Fleischpastete?!?

Be there at noon and I’ll whip up some dinner.“ – Der einladende Engländer würde sicherlich nicht schlecht staunen, wenn seine Gäste mittags plötzlich festlich gekleidet im Dinner Jacket und Abendkleid auf der Matte seines bescheidenen Heims auftauchen ( Achtung, Überspitzung!).

Um dem kommunikativen Durcheinander bei der Nahrungsaufnahme Abhilfe zu schaffen, widmen wir uns nun der Aufspaltung der britischen Mahlzeiten, in leicht verdaulich.

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Beginnen wir beim Frühstück, das heißt überall und allerorts „breakfast“. Das war nun nicht besonders schwer. Wenigstens hier halten sich die Engländer einheitlich an die Angaben in unserem Vokabelheft.

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Ein klassisches englisches Frühstück, selbst aufgenommen für mein Instagram-Profil.

 

 

Beim Mittagessen wird es jedoch schon interessanter! „Luncheon“ oder abgekürzt „Lunch“ ist die gängige Bezeichnung in den meisten Kreisen.

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Luncheon bei Lady N. in Ch. Hall

Wer aber bereits zur Mittagsstunde zum „dinner“ eingeladen wird, der bewegt sich in der unteren Gesellschaftsschicht. Kulinarische Ergüsse wie „beans on toast“, Fish and Chips oder eine halbe Pizza mit Pommes erwarten den Gaumen. Zum Nachtisch wird dann vielleicht eine kleine Tüte Chips/crisps gereicht. Die englische Klischeeküche, und leider als Gesamturteil von vielen ausländischen Schülern in englischen Gastfamilien in die Heimat getragen und verbreitet. Bei manchen möchten man sogar von Trauma sprechen! Den Gastfamilien ist möglicherweise gar nicht bewusst, dass sie international als Aushängeschild Englands fungieren…

  Mit „tea“ wird in der Regel (und zurecht!) die zelebrierte „tea time“ in Verbindung gebracht, eine weitere Übereinstimmung mit dem Vokabelheft. Vor allem Englandbesucher machen sich vorzugsweise auf die Suche nach einer picture-perfect tea time. Mit auf Etageren gestapelten sandwiches und scones, Kuchen und Keksen, Konfitüre und clotted cream. Ein Hochgenuss in der Tat. Auch in der Middle- bis hin zur Upper Class wird die Teestunde um 4 Uhr nachmittags „tea time“ oder „afternoon tea“ genannt.

Allerdings unterscheidet sich hier die „Holzklasse“ abermals, denn für sie ist „tea“ das Abendessen. Um sicher zu gehen, zu welcher Mahlzeit man eventuell eingeladen wurde, hilft es die Uhrzeit zu erfragen, damit man nicht unerwartet nach Tee und Gebäck lechzend am Nachmittag vor der Tür oder alternativ das Abendessen erkaltet auf dem Tisch steht.

High Tea“ ist übrigens die Bezeichnung für die Teestunde im Norden Englands und ländlichen Schottland und am frühen Abend serviert wird. „High tea“ geht weniger steif und festlich zu als das Pendant um 4 Uhr. Hierbei werden auch herzhafte Gerichte gereicht, die das Abendessen ersparen. Zarte Küchlein und Pralinen sucht man hier vergebens!

Bevor wir vollends allein vom Lesen schon satt werden, gehen wir noch flugs zum „dinner“. Dabei handelt es sich, außerhalb der unteren Schichten, um eine edle und meist formelle Angelegenheit.

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Eine (herbstlich) gedeckte Dinnertafel chez Kate!

An dieser Stelle legen wir einen kulturellen Zwischengang ein und wandern geistig zurück nach Downton Abbey, wo die Familie regelmäßig jeden Abend zum Dinner zusammenkam. Früher trugen die Herren noch „White Tie“ (den Frack), doch dann kam das „dinner jacket“ (Black Tie oder auch Smoking, im Amerikanischen Tuxedo genannt) in Mode.

Die alte Lady Grantham brachte auf ihre erstklassige Art ihren Sohn Lord Grantham in Verlegenheit, dessen Kammerdiener eines Abends die White Tie – Hemden nicht finden konnte und seine Lordschaft somit auf das zwanglosere dinner jacket umsteigen musste. „You think I might have a drink? – Oh so sorry, I thought you were a waiter!“

Heutzutage ist das dinner jacket, also der Smoking, Gang und Gäbe beim formellen Dinner, es wird auch häufig „formal dinner“ betitelt, so dass der Eingeladene weiß, welche Garderobe erwartet wird.

Die Ausnahme bildet ein Dinner vor einem Ball, hier tragen die Herren selbstverständlich schon „White Tie“ oder den Familienkilt und die Damen ihre wallenden Roben – was erfahrungsgemäß besonders umständlich ist, wenn die Gastgeber ihre Gäste miteinander bekannt zu machen suchen, indem sie ein lustiges Spiel einbauen. Nach jedem Gang wechselt die Dame ihren Sitzplatz. Robenrascheln und „Hoppsala!“ stehen auf der Tagesordnung; zumindest hat man dann gleich ein stolperfreies Einstiegsthema mit dem neuen Tischherrn ……Dessen Schoß man semi-galant zu entsteigen sucht, ihn dabei schief anlächelt, bevor man ihm unbeholfen seine Fliege wieder zurechtrückt!! Zum Glück nur im Kopfkino, aber hätte von mir sein können…

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„White Tie“, hier zu einem Ball in London, mit vorangegangenem Dinner.

Und selbst wenn „nur“ eine Abendeinladung zum Dinner erfolgt, wird trotzdem eine angemessene Garderobe erwartet; Jeans und T-Shirt sind raus.

Die unteren Gesellschaftschichten sind da erheblich einfacher, bei ihrem dinner handelt sich schließlich um ein Mittagessen! Wer da in mehr als Jeans und T.Shirt auftaucht, riskiert beschmunzelt zu werden. Und wer sich so aus dem Haus traut, kann sicherlich auch in Jogginghose seine Aufwartung machen, und wird sich prompt zu Hause fühlen…

Last but not least gibt es noch (meist bei den middles und uppers) das „supper“. Es ist auch ein Abendessen, aber zwanglos unter Freunden und gesellig, es könnte auch am Küchentisch stattfinden.

Verwirrung entwirrt!? Vokabelheft ergänzt? Prima, dann gibt’s jetzt Lunch! Tudelu.

 


9 Gedanken zu “Kate’s kleine Kulturkunde!

  1. Liebe Kate,
    es fällt mir nicht leicht auszudrücken mit welcher Freude ich Ihren Blog lese.
    Besonders doch in dieser heißen Zeit in der man sich nichts sehnlicher wünscht als einen verregneten Tag.

    Herzliche Grüße,
    Sarah

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    1. Liebe Sarah,

      das freut mich wirklich riesig, ganz lieben Dank!
      Und herzlich Willkommen auf meinem Blog!

      Herzlichst,
      Kate.

      PS. Aus mir unerfindlichen Gründen wurden ganz viele neue (inzwischen nicht mehr ganz so neu..) Kommentare von diesem Provider nicht angekündigt. Über Umwege habe ich erst vorhin eine ganze Liste mit ungelesenen Kommentaren entdeckt, das ärgert mich wirklich sehr. Ich hatte schon die Befürchtung, dass nach der neuen Datenschutz -Richtlinie niemand mehr kommentieren mag…! Nun aber bin ich glücklicherweise dahinter gekommen und freue mich, dass hier auf meinem kleinen Blog tatsächlich noch Leben steckt, auch von Seiten der Leser!

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    1. Liebe Judith,

      jetzt kommt hier wieder Leben hinein! Schön, dass Du noch dabei bist.

      Herzlichst,
      Kate.

      PS. Aus mir unerfindlichen Gründen wurden ganz viele neue (inzwischen nicht mehr ganz so neu..) Kommentare von diesem Provider nicht angekündigt. Über Umwege habe ich erst vorhin eine ganze Liste mit ungelesenen Kommentaren entdeckt, das ärgert mich wirklich sehr. Ich hatte schon die Befürchtung, dass nach der neuen Datenschutz -Richtlinie niemand mehr kommentieren mag…! Nun aber bin ich glücklicherweise dahinter gekommen und freue mich, dass hier auf meinem kleinen Blog tatsächlich noch Leben steckt, auch von Seiten der Leser!

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  2. Oh deine treffende Bemerkung über die kulinarischen Eindrücke in Gastfamilien! Meine Tochter hat das sowohl in London als auch in Eastbourne kennengelernt und kannte danach die Speisekarte der Fastfood-Ketten auswendig. „Aber Mama, alles besser als das vorgesetzte Essen. Würdest du nicht einmal Choco (unser Hund) vorsetzen“.
    Ich denke die meisten machen es, weil sie das Geld gut gebrauchen können, da spielen kulinarische Erfahrungen keine Rolle.

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    1. Liebe Dagmar -Elisabeth,

      so ist es, das Geld spielt hier die entscheidende Rolle. Weder Geschmack, noch Qualität liegen diesen typischen Gastfamilien am Herzen.
      Und leider sind genau diese Erfahrungen für viele Englandbesucher einschneidend, wenn nicht sogar abschreckend…!!

      Herzlichst,
      Kate.

      PS. Aus mir unerfindlichen Gründen wurden ganz viele neue (inzwischen nicht mehr ganz so neu..) Kommentare von diesem Provider nicht angekündigt. Über Umwege habe ich nun eine ganze Liste mit ungelesenen Kommentaren entdeckt, das ärgert mich wirklich sehr. Ich hatte schon die Befürchtung, dass nach der neuen Datenschutz -Richtlinie niemand mehr kommentieren mag…! Nun aber bin ich glücklicherweise dahinter gekommen und freue mich, dass hier auf meinem kleinen Blog tatsächlich noch Leben steckt, auch von Seiten der Leser! Tudelu.

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    1. PS. Aus mir unerfindlichen Gründen wurden ganz viele neue (inzwischen nicht mehr ganz so neu..) Kommentare von diesem Provider nicht angekündigt. Über Umwege habe ich erst vorhin eine ganze Liste mit ungelesenen Kommentaren entdeckt, das ärgert mich wirklich sehr. Ich hatte schon die Befürchtung, dass nach der neuen Datenschutz -Richtlinie niemand mehr kommentieren mag…! Nun aber bin ich glücklicherweise dahinter gekommen und freue mich, dass hier auf meinem kleinen Blog tatsächlich noch Leben steckt, auch von Seiten der Leser!

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