Home is where the Herd is: Kate’s Kit(s)chen

Eine Küche ist ja seit Menschengedenken das Zentrum eines Hauses, egal ob Kind oder Katze, alle Welt sammelt sich immer um den Herd. Da lodert das Feuer, da ist es warm.  Auch wenn von unserem Elektroherd vielleicht nicht diese Kuscheligkeit ausgeht, stehen auch bei uns auf einer Hausparty spätestens nach einer Stunde alle Gäste in der Küche.

Die gemütliche Wärme in diesem Raum übernimmt unser Ofen. Gerade jetzt, im Herbst und Winter, brennt der Ofen den ganzen Tag und dann sammeln wir uns in der Küche und starren wie die Urväter ins Feuer. Nun, vielleicht nicht ganz so primitiv, aber zumindest erfreuen wir uns an seinem Flammenspiel und der Wärme. Eigentlich gehört, wie wir aus zahlreichen Filmen wissen, klischeegemäß ein  flauschiges Bärenfell davor, wo man sich hinräkeln kann. Das fehlt allerdings (noch).

An ganz knackig kalten Tagen fühle ich mich oftmals geneigt, den Ohrensessel aus dem Wohnzimmer in die Küche zu schieben und bei einer Tasse Kakao das Häkeln anzufangen. Das ist so wie früher: da saß man vor dem offenen Kamin und hat seine neuen Häkelkenntnisse aus der Grundschule ausprobiert. Gehäkelt wurde eine 10 Meter lange Schnur. Sehr zweidimensional. Aber was anderes könnte ich heute eh nicht… Wobei- selbst das könnte ich nicht mehr! Belassen wir es bei dem Kakao und nehmen uns stattdessen ein Buch. Ein Kochbuch vielleicht und planen eine schöne Mahlzeit.

Unsere Küche ist im Landhausstil. Die Arbeitsflächen sind aus Holz, über dem Arbeitsblock in der Mitte hängt ein gigantischer Topfhänger an der Decke, an dem Pfannen, Siebe, Werkzeuge, getrockneter Lavendel und ein bisschen Klimbim baumeln. Das war übrigens das erste Teil, was wir uns nach dem Haus gekauft haben. Meine Ebayliste brauchte wieder Platz. Auf dieser Liste hatte ich mir im Laufe der Jahre schon die für mich wichtigsten Elemente meiner Traumküche zusammen gesucht. Dass diese im Landhausstil sein sollte, stand für mich schon seit dem ersten England-Besuch bei meiner Cousine fest. Und da auch nur ein altes Haus in Frage kam (einmal alt, immer alt, also das Haus), richtete ich mir mit den Jahren in meiner Fantasie die Küche ein. Die Besuche in alten englischen Häusern halfen der Fantasie ungemein. Ich wurde größenwahnsinnig. Ein Gutshaus musste her, wo sonst hätte ich mir DIE Küche einrichten können!?Featured image

Es wurde schließlich ein kleines altes Haus, mit Harry-Potter-Zelt-Effekt. Total niedlich von außen und ach-so klein, aber innen ein regelrechtes Raumwunder. Hier ließ sich meine Wunschküche glücklicherweise ebenfalls umsetzen, wenngleich in etwas überschaubareren Dimensionen.

Vieles habe ich Englischen Küchen abgeschaut, nur  auf den englischen AGA-Herd musste ich verzichten. Stattdessen liebäugelten wir mit der alten Kochmaschine der Schwiegereltern. Ich sah es schon vor mir: immer heißes Wasser aus einem alten Kupferkessel, jeden Tag selbstgebackenes Brot, gleichzeitig ein warmes Feuer und eine davor schlummernde Katze. Selbst das mit der Katze hätte klappen können, aber es scheiterte letztlich am Schornsteinfeger. Und Uromas Kupferkessel war auch undicht.

In einem Kellerraum fanden wir einen alten Sekretär aus der Gründerzeit, die Schreibplatte fehlte und er wurde für Werkzeug und Farbeimer zweckentfremdet. Diesen vergessenen Schrank holten wir aus dem Keller hervor und ich restaurierte ihn nach bestem Wissen und Gewissen. Dieser bildet nun als Geschirrschrank ein Highlight in der Küche und beherbergt alles, von kunterbunt gemischten Kaffee- und Teebechern, über Teller und Kochbücher bis hin zu trockenen Lebensmitteln, natürlich ganz ländlich-back-to-the-old-days in Vorratsgläser abgefüllt!

Unsere Küche ist eine Arbeitsküche, sie steht nicht übermäßig voll (mein Göttergatte würde sich jetzt hinter mir auf dem Boden werfen und laut lachen), aber hier wird gerne und viel gekocht. Eine sterile, auf hochglanzpolierte Möbelhausausstellungsküche, in der sich sogar der Wasserkocher versenken lässt und die quietschgrünen Äpfel in einem drahtigen Aluminiumkorb lediglich eine Dekofunktion haben, hätte weder in dieses alte Haus noch zu uns gepasst.

In unserer Küche werkele ich, manchmal sogar mit Erfolg, und besonders gerne auch mal mit Kalorien, die schmecken ja bekanntlich am Besten. Wenn ich die Gelegenheit hätte (und meine Hüften weniger vergoldet wären), würde ich womöglich jeden Tag jemanden bekochen oder bebacken! Ein Herd für Freunde sozusagen.

Wir essen von altem Geschirr, teils von Großtante geerbt, teils gesammelt. Wenn ich in England bin, habe ich schon nahezu meine Stammläden, wo ich hin und wieder etwas altes Geschirr erstehe, alles perfekt unperfekte Einzelstücke, mit denen ich meine Tafel gleichzeitig extraordinär zu schmücken suche. Alles Alte wird tatsächlich genutzt und in den Alltag integriert.
Featured image

Meine Küche nennt sich nicht umsonst „Kit(s)chen“, denn, und das ist kein Geheimnis, ich stehe auf Kitsch! Klassischer Kitsch, und immer mit einem zwinkernden Auge, bitte! Was in meiner Jugend mit Goldrandtassen und aufblasbaren Tulpen begann, ist inzwischen etwas ausgeartet. In meiner Küche wohnt ein Gartenzwerg, mit Reh, und heißt Watzlav. Und ein Leuchtreh. Eigentlich wollte ich immer eine illuminierte Gans haben, aber das Reh finde ich inzwischen viel schicker, von ihm geht eine stoische Ruhe aus und es trägt mit seiner beleuchteten Bauch immens zum Wohlfühlcharakter des Raumes bei. Eine alte Kuckucksuhr (Original!) von Tanti hängt auch endlich seit Kurzem. Kompromiss: Der Kuckuck bleibt drinnen!

  Featured image   Featured imageSelbst einen röhrenden Hirsch habe ich, aber der musste aus Platzgründen ins Obergeschoss ausweichen. Dessen Miniatur steckt in einem Bilderrahmen auf der Fensterbank, sozusagen als Platzhirsch. Neben klassischen Lebkuchenherzen hängen ein altes Foto von Neuschwanstein und, ganz eindrucksvoll, meine Großmutter in jungen Jahren auf einem Esel reitend. Den Safarihelm kann ich mir eigentlich selbst nicht erklären.

Featured image

Im Grunde ist unsere Küche vollkommen. Das Einzige, was fehlt, ist ein riesiger rustikaler Holztisch für ewig viele Personen und der nötige Platz dafür. Den direkten Zugang zum Garten und Kräuterbeet haben nur wenige Küchen in Deutschland, wir leider auch nicht, denn interessanterweise werden in den meisten Häusern die Küchen vorne zum Hauseingang und zur Straße geplant (warum eigentlich?!). In England denkt man praktischer. Die Erbsen und das Hühnchen direkt vom Hinterhof in den Kochtopf, einziger Umweg ist bestenfalls noch der „boot room“.

Jeder braucht einen Raum, um sich verwirklichen oder zurückziehen zu können; mein Mann sagt immer, er habe sein Herrenzimmer und ich die Küche. Dann soll er sich auf sein Herrensofa setzen und ich räkele mich stattdessen auf dem Bärenfell vorm Ofen. Bittesehr!

Featured imageFeatured image


9 Gedanken zu “Home is where the Herd is: Kate’s Kit(s)chen

  1. Liebe Kate!

    Eure Küche ist ja urgemütlich. Wunderbar! und das sage ich als Magazin-Hochglanz-Minimalisten-Küchen-Besitzerin (der Wasserkocher darf aber auch bei uns auf der Arbeitsplatte stehen bleiben…) 😉

    Viele Grüße,
    Lena

    Like

    1. Liebe Lena,

      auch eine moderne Küche kann zweifellos charmant und gemütlich sein. In meinem Artikel dachte ich unweigerlich an eine rundum designte Küche von entfernten Bekannten, in der nicht einmal ein Löffel herumliegen durfte; alles, also ALLES, war hinter irgendwelchen Klappen und Türen versteckt! Gruselig!!

      Aber es freut mich, dass Dir unsere Küche auch gefällt!

      Herzlichst,

      Kate.

      Like

  2. Liebste Miss Kate! Danke für diesen, wieder mal, wunderschönen Artikel. Ich liebe deinen Schreibstil und deine Küche ist wirklich ein Landhaus-Traum. Als ich von deinen Traum von einem Gutshaus gelesen habe, musste ich schmunzeln, denn seit ich das erste mal in einer Wohnzeitschrift eine Küche von Robinson and Cornish gesehen habe, träume ich von einer solchen; und die gehören eben in ein großes Landhaus mit Park und nicht in ein kleines Reihenhaus auf 10 qm Grundstück! Und genau genommen sehe ich mich als Gräfin in einem schönen, alten Herrenhaus, das natürlich allen Komfort der Neuzeit zu bieten hat, umgeben von Schafweiden, saftigen grünen Wiesen… Entschuldige, ich schweife ab. Also, toller Artikel und weiter so! Herzliche Grüße Ina

    Like

    1. Liebe Ina,

      erneut sehe ich, dass wir uns verstehen!! Das mit dem Gutshaus, nun ja, man muss Abstriche machen können… Hauptsache, die Küche passt und man kann in seiner Fantasie in der eigenen Küche immer wieder seine Gutsküche erkennen!

      Sei herzlich gegrüßt,

      Kate.

      Like

  3. Liebe Kate,

    ein ganz wunderbarer Artikel – wie immer sehr anschaulich, äußerst erheiternd und toll geschrieben! Ganz herzlichen Dank für diesen Einblick in Eure so einladende Küche. Und die Details sind so köstlich!

    Ich freue mich sehr, dass Du diesen Blog eröffnet hast und auf ganz viele weitere Artikel…

    Alles Liebe
    Claudia

    Like

  4. Liebe Kate,
    Eure Küche ist ja allerliebst! Mit gefällt insbesondere, dass Pfannen und co. von der Decke baumeln. Und natürlich die Kochinsel, die Tatsache, dass da so eine hübsche Bank im Fenster steht, die Vorhänge und überhaupt das ganze gemütliche Interieur.
    Super witziger Text!
    Liebe Grüße,
    Claire

    Like

    1. Liebe Claire,

      eine Küche bietet ja ungemein viel Gestaltungsspielraum und da konnte ich mich endlich richtig ausleben! Die Bank lädt herrlich zum Verweilen ein, wenn man selbst kocht und jemand einem Gesellschaft leisten möchte. Erst an diesem Wochenende haben wir zu viert den ganzen Abend um den Block herum gesessen und gemütlich einen Wein getrunken!

      Ich bin sicher, dass Deine Küche ebenfalls sehr gemütlich ist!

      Herzlichst,

      Kate.

      Like

Kommentar verfassen - Wer einen Kommentar auf meinem Blog hinterlässt, akzeptiert die Bestimmungen, die in der unten aufgeführten Datenschutzerklärung zusammengefasst sind. Wer mit den darin aufgeführten Inhalten nicht einverstanden ist, möge bitte keinen Kommentar hinterlassen. Vielen Dank!