Virtueller Besuch in England, heute: Belvoir Castle!

Belvoir Castle in Grantham im County Leicestershire ist das Zuhause der Manners-Familie, des Duke und der Duchess of Rutland.

Wer an einem sonnigen Tag von Nottingham in Richtung Grantham fährt, dem zeigt sich Belvoir auf der rechten Seite, auf einer seichten Hügelkette, die sich in dem abflachenden Gelände erhebt. Umgeben von üppigen Wäldern leuchtet dieses Gelb-ockerfarbene Schloss und zieht alle Blicke auf sich. Eine traumhafte Aussicht!

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An dieser Stelle ein kleiner Sprachexkurs: Der Kontinentaleuropäer, der auch nur entfernt ein paar Brocken Französisch beherrscht, und der Franzose selbst prononcieren den wohlklingenden und pittoresken Namen etwa wie „Bell-wuaa“, Belvoir. Eigentlich sehr hübsch. Dann kommt aber der Engländer, als solcher Fremdsprachenlegastheniker, übernimmt im Laufe der Geschichte den von den Normannen stammenden Namen dieses wunderschönen Fleckchens Erde… und nennt es „Biewer“. Biewer Castle. Soviel zur „Schönen Aussicht“.

Das Schloss hatte seine Ursprünge bereits in der normannischen Zeit, wurde dann aber in zwei Civil Wars (15. und 17. Jahrhundert) zerstört. Zudem kam 1816 noch ein verheerendes Feuer hinzu, so dass das jetzige Schloss erst danach gebaut wurde.

Wir nähern uns dem Schloss nahe dem niedlichen Ort Knipton ( ausgesprochen „Nippten“, aber ich spreche es herzlich gerne so aus, wie es geschrieben wird…!!). In Knipton sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht. Ein Dorftümpel am Dorfanger wird umzingelt von hübschen kleinen Steinhäuschen, einem kleinen Dorfpostladen. Es ist wie bei Inspector Barnaby, nur ohne Leichen im Brunnen. Hier gehören Tweed, wax and wellies zur Grundausstattung.

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Jedenfalls befindet sich Biewer Castle oberhalb von Knipton. Der Parkplatz befindet sich nicht so shoppingfreundlich direkt am Schloss, sondern schräg rechts unterhalb am Hügelrand.

Der kurze Fußmarsch hoch zum Schloss ist spaziertauglich, es ist weder Wanderausrüstung noch Pferdewagen erforderlich… wobei mit einer stattlichen Landauer den Hügel bis vor die Türen hochgefahren zu werden, durchaus seinen Reiz hätte.

Wer sich noch immer nicht vorstellen kann, wo wir uns gerade befinden, der warte bis Weihnachten und schaue, wie  Little Lord Fauntleroy zum ersten Mal nach England zu seinem Großvater kommt. Denn genau hier befinden wir uns, im „Schloss Dorincourt“!

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Nur heißt es in echt Biewer. Also Bell-wuaa.

Bevor wir uns in die Innereien des Schlosses begeben, wird noch schnell ein Foto auf der Terrasse geschossen, wo Klein-Cedric und sein Großvater Konservenkicken spielten, versucht die Anmut selbst zu sein (der älteste Sohn des Dukes könnte ja gerade melancholisch aus dem Fenster schauen und sich auf Anhieb unsterblich in diese adrette junge Dame auf der Mauer (auf der Lauer…) verlieben. Hach, wäre das schön, Herrin auf Biewer.)

Wir bewegen uns nun also auf den neugotischen Eingang zu, als wir ein Motorengeräusch wahrnehmen. Ein Pött-Pött-Pött- Motorengeräusch. Ein altes Auto!! Es wurde aus seinem Ausstellungskämmerlein vor der Tür befreit. Darin saßen der Duke und drei seiner Kinder! Der Titelerbe, Marquis of Granby, saß auf dem Schoß seiner älteren Schwester… Soviel also zu meiner völlig verpilcherten Fantasie. Im selben Moment befinde ich, dass sich die Terrasse samt Mauer eigentlich viel besser zum Konservenkicken eignet, als einem vermeintlichen Titelerben schöne Augen zu machen. (So ein Blödsinn, wer kommt denn auf so was!?)

Zurück in der Realität betreten wir die Große Halle. Hier traf Cedric seinen Großvater zum ersten Mal und freundet sich prompt mit Dougle an. Die Flure und Räume sind unschwer wiederzuerkennen, man fühlt sich auch hier fast wie zu Hause. Der Esstisch im State Dining Room wirkt im Film zehn Meter länger, der Ballsaal irgendwie größer und die Galerie, mit Tiptons imaginärer Trapeznummer und den Elefanten, ist tatsächlich genauso beeindruckend wie sie im Film dargestellt wird. Ein sehr prunkvolles Schloss mit feinen State Rooms und beeindruckenden Gemälden namenhafter Künstler. Nachhaltig eingeprägt hat sich übrigens der Weinkühler im Dining Room, darin wurden zuweilen die Kinder des Hauses gebadet. Man kann sich daher seine Ausmaße etwa vorstellen!

Die Familie Manners wohnt in einem erheblich kleineren Teil des Schlosses, daher fehlt den öffentlichen Räumen ein wenig der bewohnten Wärme.

Den Shop können wir, bis auf die Schokolade und die hauseigene Limonade, getrost hinter uns lassen und uns dem Garten zuwenden. Dieser gestaltet sich weniger pompös als urig, teils verwachsen, nichtsdestotrotz sehr schön, auch schön englisch und elegant! Er ist hanglagig und in verschiedene Abteilungen eingeteilt.
Allen voran ein prächtiger Rosengarten. Viele Skulpturen, Säulen und Vistas sind gartenplanerisch im Laufe der Jahrhunderte eingefügt worden. Besonders beeindruckend ist ein Gartenpavillon im unteren Teil, denn er ist komplett im gotischen Stil, aus Holz!Featured image Im Garten residiert, wie in vielen Gärten, ein königlicher Pfau. Wahrlich imposante Tiere, können jedoch auch angsteinflößend sein, wenn er auf sehr schmalem Pfad entgegen kommt und sich dort breit niederlässt wie ein Wegelagerer. Eine Viertelstunde steht man sich angespannt gegenüber, bis der eitle Herr sich gelangweilt abwendet. Mit einem `Scuse meee’ stolpert man an ihm vorbei, wohl darauf bedacht, ihm nicht auf den riesigen Federschweif zu treten.

Wer an einem sonnigen Tag nach Belvoir (Biewer, also Bell-wuaa) fährt, packt sich am besten noch flugs einen Picknickkorb zusammen. Denn nicht nur in Knipton am Dorftümpel lässt sich, egal zu welcher Jahreszeit, gemütlich mit hot chocolate und biscuits auf einer Bank verweilen. Auch in den warmen Monaten findet sich immer irgendwo eine Löwenzahnwiese mit bel voir. Jetzt müsste nur noch der Titelerbe… Ach man.

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5 Gedanken zu “Virtueller Besuch in England, heute: Belvoir Castle!

  1. Mylady, Miss Kate
    Gerade jetzt – in dieser nass-kühleren Zeit – lese ich gerne von solchen Gebäuden. Ich stelle mir vor, in der Bibliothek zu sitzen, ein gutes Feuer im Kamin, mit Blick in den Garten und den sich verfärbenden Bäumen. So kann sogar Büroarbeit Freude machen.

    Hochachtungsvollst
    The Major

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    1. Hochverehrter Major,

      Ihrer Wunschvorstellung schließe ich mich gerne an! Dazu eine Tasse Tee, leichte Klassik im Hintergrund und ein schnarchender Hund zu Füßen. Leider scheitert es bei uns an dem Hund und am Kamin in der Bibliothek. Gut, und einen riesigen Landschaftspark haben wir auch nicht vorm Fenster. Aber sonst steht der Vorstellung nichts im Wege!

      Herzlichst,

      Kate.

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  2. Sehr geehrte Damen und Herren
    Ich bin überrascht wie schön die Landschaft ist
    Wo das Schloß vom kleinen lord steht. Ich würde es gerne mal Sehn aber ich habe angst alleine so weit zu fahren mein Mann teilt nicht die gleichen Interessen wie ich für England

    Mit freundlichen grüßen Heike Neumann

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    1. Liebe Frau Neumann,

      in der Tat ist die Landschaft um Belvoir Castle sehr reizvoll, sanft hügelig und weit. Auf jeden Fall eine Reise wert!

      Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald einmal die Gelegenheit bekommen, vielleicht auch mit Ihrem Mann, England bereisen zu können, schließlich bietet die Insel Reizvolles für jeden!!

      Herzlichst,

      Kate.

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